Notiz zum Vortrag
Die Mannigfaltigkeit der Bäume und der Zyklus der Großen Göttin als
Schlüssel zu Weisheit und Wandlung
Eröffnungsvortrag der Tagung „Mit der Liebe zur Weisheit auf dem Weg zur Nachhaltigkeit.
Welchen Beitrag kann die Philosophie zur Lösung unserer Zukunftsfragen leisten?”
Kloster Jakobsberg bei Ockenheim/Bingen, 15./16. September 2011
Zum „Zyklus der großen Göttin“
Zyklische Vorgänge wurden zu allen Zeiten bewußt und unbewußt erlebt: Der Morgen, der
Mittag und der Abend, das Frühjahr, der Sommer und der Herbst sind Elemente im
Rhythmus des Lebens, die sich in fließender Regelmäßigkeit wiederholen und den Rahmen
bilden, in dem sich Leben auf der Erde gestaltet. In alter Zeit wurden sie als Aspekte der
Großen Göttin erlebt, die sich im Dasein äußerte. Man fühlte sich eingebettet in eine vom
steten Verlauf solcher Phasen gewobenen Ordnung und fand Geborgenheit in der
Gleichzeitigkeit von Veränderung und verläßlicher Wiederkehr.
Die Große Göttin galt als allumfassend, ewig und
der Urgrund des Seins, das Grenzenlose, das sich
als Einheit in die Vielfalt gestaltete, und
gleichzeitig die Einheit bleibt. Sie IST. Alles Leben
ist in ihr. Diese große Göttin wurde differenziert
in ihre drei Aspekte, die wiederum als Göttinen
galten: In Anfängen, also beispielsweise dem
Morgen, dem Frühjahr und der Jugend lebte die
„Göttin der allumfassenden Ganzheit“. Sie ist der
jungfräuliche Aspekt, das Neue, das, was alle
Entstehung in sich birgt, das unbegrenzte
Potential, das unbeschriebene Blatt. Zugeordnet
ist ihr die Farbe Weiß.
Als „Göttin der Lebensfülle“ offenbarten sich
Aspekte der Fülle wie der Mittag, der Sommer
und die Mitte des Lebens, die Zeit, in der Frauen
Kinder gebären können. Es ist die Phase von
befruchtender Dualität oder Polarität, die schöpferisch ist und etwas manifestiert. Sie
äußert sich in der Farbe Rot.
Den dritten, wieder zum ersten hinführenden Aspekt verkörpert die „Göttin der ständigen
Wandlung“. Der Abend, welcher in die Nacht, der Herbst, welcher in den Winter, und das
Alter, das ins Jenseits übergeht, sind ihr Reich. Sie führt ins Unbekannte, in das Verborgene
und Unerwartete, in das ganz Andere, und spricht durch die Farbe Schwarz. Aus ihrem
Wandlungsaspekt gebiert sich wieder der Aspekt des Neubeginns, der wiederum die Fülle
hervorbringt, aus der sich erneut die Wandlung ergibt. Anfang, Lebensfülle und Wandlung,
Weiß, Rot und Schwarz verbinden sich in steter Wiederkehr zur zyklischen Einheit der
Großen Göttin.
Dr. Anne Katharina Zschocke
Im Jahre 2023 wurde von Laura Hirch ein Dokumentationsfilm zur Großen Göttin
veröffentlicht.
In der 6. Episode "Finding Roots. Sich mit den verborgenen spirituellen Wurzeln in Europa
verbinden" wurde auch mit Ausführungen von mir an den Matronentempeln gedreht.
Die Episode ist in deutscher Sprache. Der Zugang ist hier zu erwerben: